Sven Oliver Rüsche – Rückblick auf 2 Jahre AfD-Mitgliedschaft: Ich war sieben Jahre in der CDU Mitglied, hatte dort als Ortsunionsvorsitzender und Mitglied im CDU Stadtverband Vorstand von Drolshagen (Südwestfalen) zuverlässig meine Parteiarbeit geleistet.
Die anfängliche Begeisterung über die neue Bundeskanzlerin Angela Merkel veränderte sich dann sehr schnell in Frust, Unzufriedenheit bis hin zum Parteiaustritt 2011.
Bis 2013 war ich dann parteilos. Eigentlich hatte mir die politische Arbeit in meiner damaligen Heimat-CDU sehr viel Spaß gemacht. Im Kern gab es auch nichts zu meckern an die Funktionsträger, oder der sehr professionelle Umgang untereinander.
Dann hörte ich 2013 erstmals etwas von einem Professor Bernd Lucke und seiner mir aus der Seele sprechenden Eurokritik. Ja, er forderte tatsächlich die Rückkehr zur D-Mark. Um ihn herum bildete sich die AfD (Alternative für Deutschland).
Zu Anfangs beobachtete ich noch die Aussagen und wie dieser Professor mit Kritik umging und erkannte sehr schnell, dass er sehr sachlich und kritikfähig argumentierte. Ja, diese angebliche Alternative für Deutschland hatte es mir angetan.
Wurden doch dort genau die Probleme angesprochen, die ich bereits als CDU Mitglied selber moniert und kritisiert hatte. Im April 2013 wurde ich dann Mitglied in der AfD und fand im Kreis Olpe auch ganz schnell neue Parteifreunde. Mit einer sehr kleinen Rumpftruppe gründeten wir dann im Sommer 2013 den AfD Kreisverband Olpe.
Ich übernahm direkt Verantwortung und wurde einer der Stellvertreter des Kreissprechers. Diese Position bekleidete ich dann bis zu meinem Austritt im Sommer 2015. In diesem Artikel möchte ich gerne ein paar Zeilen loswerden. Einerseits um mich für meine Zeit in der AfD zu rechtfertigen, aber auch, um meine Erfahrungen im politischen Tagesgeschäft zu dokumentieren.
AfD – Ich distanziere mich! Aber sehr differenziert.
Ich habe in den zwei Jahren AfD Mitgliedschaft viel gelernt. Mehr als in allen Jahren zuvor in der CDU. Ich habe aber auch die Doppelzüngigkeit mancher sogenannter Demokraten kennenlernen dürfen. Für ihre Karriere und ihre Ansichten gehen diese Personen sogar – sinnbildlich gesprochen – über Leichen!
Diese Zeitgenossen bewerten Menschen ganz allein anhand ihres Parteibuches und laufen undifferenziert wie die Lemminge ihren Parteivorsitzenden nach und glauben alles ungeprüft.
Heute (dieser Text wurde 2017 geschrieben), gut zwei Jahre nach meinem Austritt aus der AfD, sehe ich einiges wesentlich differenzierter. Auch kann ich heute ohne Funktion in der AfD ganz anders Stellung nehmen. Ich bin nun ja nicht mehr irgendeinem Parteibuch unterworfen und muss auch auf keinerlei Parteivorstands Kollegen und deren Ruf Rücksicht nehmen.
Als liberaler und konservativer Mensch bereue ich meine damalige Mitgliedschaft nicht. Die Ziele, die wir uns damals alle gemeinsam auf die AfD-Fahnen geschrieben haben waren löblich. Ich würde sogar soweit gehen, dass diese Ziele auch heute noch wertvoll wären und die damaligen Thesen mittlerweile sehr stark in den Parteiprogrammen von CDU und FDP sich wiederfinden, bzw. tatsächlich viele unserer schlimmsten Befürchtungen dann eintrafen. Nur beim Thema EURO-Rettung wird bei den meisten Parteien immer noch ein falsches Spiel gespielt.
Stellvertretender AfD Kreissprecher im Kreis Olpe (2013-2015)
Wir waren alles keine „Politik Professionals“ – ganz im Gegenteil wir waren mit knapp 30 Mitgliedern im Kreis Olpe ein sehr überschaubares Grüppchen. Die Partei war 2013 gerade gegründet und der Kreisverband hatte entsprechend sehr bescheidene Mittel, um auch nur einen halbwegs professionellen Wahlkampf zu machen.
Jedes einzelne Mitglied war gefordert – vom zeitlichen Engagement und auch beim Griff in den eigenen Geldbeutel. Und trotz der sehr schwierigen Ausgangssituation haben wir es geschafft im Kreis Olpe auf Anhieb drittstärkste Partei zu werden. Damals bei der letzten Bundestagswahl startete die Kampagne „Mut zu Deutschland“.
An deren Kampagnenausarbeitung war ich damals fast durch ganz Deutschland rum getingelt und habe mich eingebracht, wo es ging. Die kreativen Köpfe innerhalb der damaligen AfD haben in kürzester Zeit eine erstklassige Kampagne hervorgebracht. Damals als noch nicht das Thema Flüchtlinge im Mittelpunkt stand, galt es noch wirtschaftsliberale Themen und direkte Demokratie zu kommunizieren. Gerade bei den Themen Eurorettung (Griechenland Rettung) und die politische Geldführung der EZB unter Mario Draghi waren genügend Themen, die uns allen unter die Nägel brannten.
In Olpe-Oberveischede konnten wir, als einer der wenigen Kreisverbände dann zusammen mit unseren Kollegen der AfD-MK, dann Prof. Dr. Bernd Lucke in der Dorfgemeinschaftshalle begrüßen. Die Halle war komplett gefüllt und jede Menge tosenden Applaus konnte man hören.
Was man nicht hören konnte, waren „völkische Gedanken“. Denn die gab es nicht in der AfD im Kreis Olpe. Deshalb empfanden wir die teilweise sehr verlogenen Hetzeparolen aus dem politischen linken Lager als unglaubliche Frechheit.
Teilweise kamen ähnliche Äußerungen von den Ex-Kollegen der CDU – auch wenn diese sich halbwegs im Zaum hielten. Genau diese stumpfen Parolen und mit „braunen Dreck Gewerfe“ haben ja dann – rückblickend betrachtet – dazu geführt, dass die Stimmung gegenüber der AfD immer feindlicher wurde und sich viele „normal denkende“ dann nach und nach aus der AfD verabschiedet hatten, weil sie ihren guten Ruf nicht von diesen Linken Stimmungsmachern besudeln lassen wollten.
Heute nach 2 Jahren kann ich jeden verstehen, der damals ausgestiegen ist. Auch wenn man die so agierenden linken Politiker nicht mehr wirklich ernst nehmen kann, noch als Demokraten bezeichnen kann! Ebenso ihre ganzen Handlanger von Gewerkschaften und Kirchen.
Ich meine mit diesem Fingerzeig ausschließlich mit Handlanger, die Personen, die total undifferenziert sich wie Hooligans beim Fußball benehmen, die auf alles einprügeln und anschreien, wenn man das falsche Trikot trägt … bzw. in der Politik das vermeintlich falsche Parteibuch hat.
Auch wenn eine Demokratie Wahlalternativen benötigt, verhalten sich diese politisch unreifen Vollpfosten genau so, wie die Gruppierungen, die sie eigentlich angreifen wollen. Nur damals bei der AfD im Kreis Olpe waren sie definitiv auf dem Holzweg. Das kann ich und jeder andere im Vorstand auch 2 Jahre nach unserem gemeinsamen Rücktritt im Sommer 2015 unterschreiben.
Im Europawahlkampf dann der nächste vorzeigbare AfD Politiker: Hans Olaf Henkel. Auch er gilt als lupenreiner wirtschaftsliberaler, ohne krankhaftem völkischen Denken. Auch die Veranstaltung in Olpe-Dahl war ein voller Erfolg. Neben dieser Wahlkampfveranstaltung kümmerten wir uns dann noch um die Plakatwerbung im ganzen Kreis Olpe und erstellen vollkommen selbständig eine ganze Zeitungs-Serie mit Wahlkampfanzeigen.
Jede einzelne würde ich heute genau so nochmals wiederholen und abdrucken, ohne mich dafür schämen zu müssen. Alle Themen von damals sind heute noch gültig. Alle Probleme die die damalige Lucke-AfD angesprochen hat sind heute noch akut bzw. so dermaßen unter den Teppich gekehrt worden, dass der Schwelbrand unbemerkt weiter glüht und irgendwann wieder ausbrechen wird…
AfD im Westen war ganz anderes als die AfD im Osten!
Die Alternative für Deutschland war in den Jahren 2013 – 2015 im Osten und Westen total anderes aufgestellt. Galten für uns im Westen eher wirtschaftliche Zukunftsthemen als wichtig, hatten die Menschen im Osten ganz andere Schwerpunkte, die wir im Westen teilweise nicht nachvollziehen konnten.
Auch hier drehten sich die Ost Interessen in Richtung PEGIDA. Die wirtschaftsliberalen wollten mit solchen Themen natürlich nicht unbedingt was zu tun haben und so kam es am Ende zur immer stärker werdenden Ost-AfD und der West-AfD zum großen Showdown zwischen Frauke Petry und Bernd Lucke.
Der Osten hat seine Mitglieder beim großen Parteitag in Essen 2015 stärker mobilisiert und wir „Lucke Anhänger“ unterlagen. Danach vollzogen sich unglaubliche Szenen in der Gruga-Halle, die dazu führten, dass in der darauf folgenden Woche die meisten wirtschaftsliberalen die AfD verlassen haben.
Auch für mich wurde in Essen eine rote Linie überschritten. Mit solchen „Parteifreunden“ und ihren PEGIDA Gedanken konnte ich nicht länger in einer Partei bleiben. Auch unser Landesvorsitzender Markus Pretzel rief in Essen die AfD als offizielle „PEGIA Partei“ aus. Da war dann wirklich Schluss mit Lustig für mich und viele andere auch!
Abschließend finde ich es sehr krank, dass mich politische Akteure von SPD, Grüne und Linke immer noch (nach über 2 Jahren) gerne mich mit der — HEUTIGEN — AfD irgendwie in Verbindung bringen. Ich bin im Herzen immer noch eher ein Jünger-Adenauers und ein geistiges Kind von Ludwig Erhard.
Leider ist meine damalige „Lieblingspartei“ eine zweite SPD geworden. Und deswegen für mich auch nicht mit der Zweitstimme wählbar. Schon gar nicht Bundeskanzlerin Angela Merkel. Diese Frau hat bisher alles Verraten, wofür die CDU jemals stand. Diese Frau hat immer genau das Gegenteil getan, was sie zuvor im Wahlkampf angekündigt hatte … („Mit mir wird es keine PKW Maut geben“ … „… keinen vorzeitigen Atomausstieg geben“ …).
Irgendwie bin ich froh, dass die FDP derzeit erstarkt – ansonsten wüsste ich bei dieser Bundestagswahl 2017 nicht, wer meine Zeitstimme bekäme!
Fotos aus meiner damaligen AfD Zeit im Kreis Olpe: